Vergesst, was Ihr über türkische Badeorte wisst und an ihnen hasst - der Ökotourismusort Cirali (Çıralı) an der türkischen Riviera wird euch eines Besseren belehren. Hier sind unsere Tipps für eine Woche im türkischen Naturparadies nahe Antalya.
Geschützt durch die umliegenden Berge liegt Cirali in einer kleinen Bucht an der türkischen Riviera nur ca. 80 km von Antalya entfernt. Hier erwarten euch kristallklares Wasser, ein 3,5 Kilometer langer Kiesstrand, grandiose Wanderungen, eine antike Ausgrabungsstätte, seit der Antike brennende Feuer und der Brutort seltener Meeresschildkröten. Genug Möglichkeiten also, um den Strandurlaub mit kulturellen und sportlichen Aktivitäten zu füllen, ohne dafür auch nur einen Meter mit dem Bus oder Auto zurücklegen zu müssen.
Cirali (türk. Çıralı) wurde Anfang des 19. Jahrhunderts illegalerweise gegründet, um die fruchtbaren Böden der Bucht für Ackerbau nutzbar zu machen. Der Tourismus kam hier erstmals mit der Hippie-Bewegung an und bestand in den kommenden Jahrzehnten lediglich aus Zeltplätzen, die von Rucksacktouristen und Wanderliebhabern genutzt wurden. Lange blieb der Ort, der nur über eine lange und beschwerliche Bergstraße zu erreichen ist, ein absoluter Geheimtipp.
Es dauerte bis Ende der Neunzigerjahre ehe ein touristischer "Boom" einsetzte und immer mehr Bewohner im Tourismus ihr Glück suchten. Da der Strand von Cirali als Nistplatz von Meeresschildkröten unter Naturschutz steht und sich der Ort dem Ökotourismus verschrieben hat, ist der Bau von größeren Hotelanlagen strickt verboten. Dementsprechend ist Cirali gesäumt von vielen kleinen Resorts und Bungalows, die zwischen den vielen Plantagen und Bäumen kaum auffallen. Auch die Touristen verteilen sich im weitläufigen Ort und am kilometerlangen Strand, sodass nie das Gefühl von Massentourismus aufkommt.
Dieser an der türkischen Küste wohl einzigartige Charme erinnerte uns an ferne Paradiese in Südostasien - Aufwachen mit dem Hahnenkrähen, laid back Cafés und ein atemberaubender Strand. Zwar zahlt man dafür minimal höhere Preise als an manchen anderen Orten der türkischen Riviera, doch das lohnt sich.
Cirali teilt sich die Bucht und den Strand mit dem Nachbarort Olympos. Der Olympos Beach und der Cirali Beach gehen nahtlos ineinander über. Die beiden Orte sind jedoch durch einen Berg voneinander getrennt. Um in den Ort Olympos zu gelangen, muss man die antike Ausgrabungsstätte Olympos passieren. Der Ort Olympos wurde in den Siebzigerjahren als Hippie- bzw. Aussteigerort bekannt. Auch heute richtet sich das touristische Angebot mit vielen Baumhäusern und Campingplätzen eher an Backpacker und junge Leute. Der Ort erstreckt sich über viele Kilometer an einer Straße, die von der Ausgrabungsstätte immer weiter in die Berge führt.
Der Strand von Cirali
Der Strand von Cirali gilt als einer der Schönsten an der türkischen Riviera. Das können wir absolut bestätigen. Der breite und 3,5 Kilometer lange Kiesstrand wird an beiden Enden von Bergausläufern begrenzt. Bereist ihr den Ort in den Sommermonaten, werdet ihr pyramidenförmige Käfige am Strand sehen. Diese sollen die Nester ungeschlüpfter Babyschildkröten schützen. Für den Schutz der Meeresschildkrötenart Caretta Caretta hat sich der Ort dem Ökotourimus verschrieben und wird dabei vom WWF unterstützt.
Fast alle Unterkünfte in Cirali sind nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt. An der Promenade gibt es einige Fischrestaurants, die tagsüber Liegestühle und Sonnenschirme anbieten.
Unsere Tipps: Genießt den Sonnenaufgang am Strand. Die Sonne geht über dem Meer auf und taucht den Ort langsam in orange / Solltet ihr bei Vollmond in Cirali sein, schnappt euch ein Bier und genießt den Strand und das Meer im Mondschein (nur wenn keine Brutsaison ist).
Unternehmungen in Cirali
Die Ausgrabungsstätte Olympos
Am südlichen Ende des Strandes befinden sich die antiken Ruinen von Olympos. Bis zum Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. war Olympos ein wichtiges Mitglied des Lykischen Bundes, einem Zusammenschluss der Städte der kleinasiatischen Landschaft Lykien.
Heute ist ein Großteil der Überreste stark verfallen. Dennoch lohnt der Besuch. Die Lage an einem kleinen Fluss in unmittelbarer Nähe des Meeres mit der Bergkulisse im Hintergrund ist spektakulär. Teilweise sind die Ruinen stark von Pflanzen und Bäumen bewachsen und überwuchert. Dadurch erinnert die Ausgrabungsstätte etwas an Angkor Wat in Kambodscha.
Der Eintritt kostet ca. 30 TL (Türkische Lira). Wegen der Hitze empfehlen wir euch einen Besuch in den Morgen- oder Abendstunden.
Unser Tipp: Erkundet auch die Überreste abseits der größeren Wege und fühlt euch ein bisschen wie Indiana Jones.
Chimaira - die ewigen Feuer
Ein seltenes, jahrtausendealtes Naturschauspiel erwartet euch an den "ewigen Feuern von Chimaira" (lat. Chimaera/türk. Yanartaş). Hier schlagen auf einem Berghang an mehreren Stellen Feuer aus dem Felsboden. In der Antike sollen die Flammen den Seefahrern zur Orientierung gedient und mehrere Meter hoch gebrannt haben. Heute sind die Feuer nur noch höchstens 50 cm hoch. Besonders lohnenswert ist daher ein Besuch in der Dämmerung, wenn die Flammen besser zu sehen sind. Der Eingang befindet sich am nördlichsten Punkt von Cirali und der Eintritt kostet 12 TL (Stand 2021). Der Aufstieg zu den Feuern dauert ca. 20-30 Minuten.
Unser Tipp: Verbindet den Besuch der ewigen Feuer mit einer Wanderung zum versteckten Canyon von Cirali (dazu mehr in Wandern in Cirali).
Bootstour in die Buchten der Umgebung
Mehrere Anbieter offerieren Bootstouren in die malerischen Buchten der Region. Wir haben unsere Tour über den Anbieter Mahi Mahi Travel gebucht. Bei einem Preis von umgerechnet ca. 12 € p.P dauert die Tour einen halben Tag und beinhaltetet ein leckeres Mittagessen (frischer Fisch) sowie Tee und Kuchen. Leider war der Seegang bei unserer Bootstour sehr rau und wir konnten lediglich zwei naheliegende Buchten anfahren.
Die Bucht Aquarium bot die Möglichkeit des Schnorchelns mit Caretta Caretta Schildkröten in kristallklarem Wasser (Schnorchelausrüstung muss selbst mitgebracht werden). Leider trieb hier jedoch auch viel Plastikmüll und Mikroplastik im Wasser. Zudem fuhren wird die gegenüberliegende Bucht Porto Ceneviz an. Hier gibt es einen kleinen Strand und steile Felshänge ragen aus dem Wasser.
Der Anbieter war sehr professionell und das gesamte Team überaus freundlich und zuvorkommend. Eine Abholung am Hotel ist im Preis inbegriffen.
Unser Tipp: Packt eure Schnorchelausrüstung ein.
Wandern in und um Cirali
Cirali liegt direkt auf dem Lykischen Weg. Dabei handelt es sich um einen 500 Kilometer langen Fernwanderweg, der geübte Wanderer von Antalya nach Fethiye bringt. Seit 1999 ist der Weg gut beschildert und wird von vielen Wanderern begangen. So trifft man häufig Menschen mit großen Rucksäcken, die den Ort als Übernachtungsmöglichkeit nutzen. Von Cirali aus kann der Weg für Tageswanderungen in beide Richtungen begangen werden.
Die markanteste Tageswanderung in der unmittelbaren Nähe ist der Auftstieg auf den Tahtalı Dağı (2366 m), dem höchsten Berg der Region. Die Wanderung erfordert eine gute Ausrüstung und Kondition. Sie erfolgt vom Bergdorf Beycik aus auf einer Extratour des Lykischen Weges.
Zum Zeitpunkt unseres Urlaubs wurde auf Grund der hohen Waldbrandgefahr seitens der Polizei ein Verbot zum Wandern in den Wäldern um Cirali ausgesprochen. Aus diesem Grund konnten wir lediglich drei kleinere Wanderungen in der nahen Umgebung unternehmen.
Über Chimaira zum versteckten Canyon von Cirali
Diese 15 Kilometer lange Rundwanderung führt euch zunächst von Cirali aus zu den Feuern von Chimaira. Geht weiter rechts bergauf auf den Sattel des Berges, wo ihr ein großes Schild mit der Aufschrift "Chimaera Yanartaş" seht. Von hier führt der Weg wieder bergab. Nach ca. 45 Minuten trefft ihr auf ein in den Sommermonaten ausgetrocknetes Flussbett. Geht ihr dieses entlang, stoßt ihr nach wenigen Minuten unerwartet auf einen überraschend tiefen Canyon (Foto 1), den ihr von der unteren Seite aus begehen könnt. Von der Oberseite des Canyons gelangt ihr dann nach ca. 20 Minuten auf die Landstraße Cirali Yolu. Geht ein kurzes Stück entlang der Landstraße zum Yöruk Parki Pension Restaurant (Ulupınar, Alasini sokak No:40, 07980 Kemer/Antalya, Türkei). Stärkt euch mit einem kleinen Mittagessen, während ihr direkt an einem idyllischen Fluss sitzt. Anschließend geht es hinter der Pension wieder etwa eine Stunde bergaufwärts in Richtung der ewigen Feuer von Chimaira, denen ihr euch nun von einem anderen Zugang nähert.
Genug Trinkwasser ist eine Grundvorraussetzung für diese ca. 4-5 stündige Wanderung (je nachdem wo ihr in Cirali startet). Die Wege sind praktisch nicht markiert. Besorgt euch daher entweder eine gute Wanderkarte der Region oder lasst euch von einem Ortskundigen begleiten.
Burgruine am Berg von Olympos
Euren Besuch der Ruinen von Olympos könnt ihr wunderbar mit dieser kleinen 1-2 stündigen Wanderung verbinden. Auf der südlichen Seite der Ausgrabungsstätte findet ihr ausgetretende Pfade. Diese führen euch seitlich entlang des Berges in ca. 20 Minuten zu einer kleinen Burgruine. Von hier habt ihr eine wunderbare Aussicht auf die Bucht von Olympos/Cirali (Foto 2). Geht ihr den Pfad weiter, gelangt ihr nach wenigen Minuten zu einer exponierten Stelle. Dort habt ihr eine tolle Sicht auf steil aus dem Meer ragende Felsen. Wenige Meter weiter blickt ihr auf steile Felswände, die häufig von Kletterern genutzt werden. Von hier könnt ihr den steilen Abstieg wagen und entlang der Felswände weitergehen oder wieder zurück Richtung Cirali gehen.
Die Buchten Kral und Maden
Eine schöne Halbtageswanderung könnt ihr auf dem Lykischen Weg in Richung Norden machen. Der Zugang von Cirali wird durch ein großes Schild mit Karte des Fernwanderweges gekennzeichnet. Nach einem etwa 20 minütigen Anstieg kommt ihr zu einem Aussichtspunkt (Foto 3) mit einer herrlichen Panoramasicht über die Bucht von Cirali/Olympos. Geht ihr den Fernwanderweg weiter, kommt ihr nach ca. 30 Minuten in die Bucht Kral und nach weiteren 20 Minuten zur Bucht Maden. Diese sind sonst nur mit dem Boot zu erreichen. Daher habt ihr die Strände vermutlich für euch. Von hier aus könnt ihr weiter in die nächste Bucht gehen oder euren Rückweg nach Cirali beginnen.
Cirali kulinarisch
In Cirali könnt ihr praktisch den ganzen Tag sehen, was zu den Mahlzeiten auf eurem Teller landen wird. Obstplantagen und Gewächshäuser prägen neben den Unterkünften das Bild des kleinen Ortes. Hier wachsen Orangen, Weintrauben, Oliven, Chilis, Feigen, Granatäpfel, Kaktusfeigen, Zitronen und vieles mehr.
Viele der Unterkünfte haben große Gärten, in denen sie ihr eigenes Obst anbauen und kleine Tiere halten. In unserer Unterkunft liefen die Hühner, deren Eier wir zum Frühstück zubereitet bekamen, frei herum. Frischer geht es wohl nicht und das merkt man. Die Tomaten und Gurken schmecken hier noch wie sie schmecken sollten und so wird ein einfacher Bauernsalat zu einem Gaumenschmaus.
Unser Tipp: Wenn ihr Glück habt, könnt ihr hier und da unbeschädigtes Fallobst an den Wegen aufsammeln und diesen saftigen Gratissnack am Strand genießen.
Restaurants und Nachtleben in Cirali
Kulinarisch bieten die meisten Restaurants im Ort unserer Meinung nach eine ähnlich solide Qualität an klassischen türkischen Gerichten, insbesondere Fisch. Diesen wissen die Restaurants überall gut zuzubereiten. So bekommt ihr beispielsweise eine ganze fangfrische Dorade in toller Qualität mit Beilagen für umgerechnet ca. 6 €. Zudem gibt es mehrere Restaurants, die zu etwas höheren Preisen in moderenem Hipster-Ambiente Pizza, Pasta, Burger, Kuchen und Kaffee anbieten. Eine günstige Empfehlung für solide türkische Gerichte in einem unprätentiösen Ambiente stellt das am Anfang des Ortes gelegene Yörük Cafe Restaurant dar.
Auch in vielen Unterkünften wird abends Essen angeboten. Einen besonders guten Ruf hat Mevlüt, der Besitzer unserer Unterkunft Dostlar Evi, der das Kochen in einem der besten Restaurants Antalyas gelernt hat. Jeden Abend zaubern er und sein Sohn ein spontanes Menü für umgerechnet ca. 10 € pro Person. Qualitativ ist das Essen hier besser als jenes, das wir in den restlichen Restaurants in Cirali serviert bekamen. Eine Reservierung bis zur Mittagszeit ist Vorraussetzung, damit Mevlüt den Einkauf planen kann.
Wer ein pulsierendes Nachtleben sucht, wird in Cirali übrigens nicht fündig. Zwar gibt es Bars, in denen ihr gute Cocktails zu guter Musik genießen könnt, das Angebot richtet sich allerdings eher an Familien und Pärchen.
Unser Tipp: Ein entspanntes Abendessen im familiären Restaurant Dostlar Evi (114 In front of the mosque in Çirali, Cirali, Olympos 07980 Türkei).
Anreise
Der nächste internationale Flughafen befindet sich in Antalya und ist ca. 100 km entfernt. Auf Urlaubstransfers.de oder Shuttledirect könnt ihr im Vorfeld online euren Transfer buchen. Ihr habt die Möglichkeit sogenannte VIP-Shuttles oder Sammelbusse zu buchen. Die VIP-Shuttles nehmen keine weiteren Personen mit, kosten allerdings mehr als die Sammelbusse, die erst losfahren, sobald der Bus voll ist. Solltet ihr vier oder mehr Personen sein, ist der Preis ungefähr gleich. Die Shuttlebusse bringen euch direkt zu eurer Unterkunft in Cirali.
Am günstigsten, aber auch kompliziertesten könnt ihr mit öffentlichen Bussen anreisen. Vom Terminal fahren mehrere Buslinien in ca. 30 Minuten zum Fernbusbahnhof von Antalya (Antalya Otogar). Hier nehmt ihr einen weiteren öffentlichen Bus, der die Strandorte südlich von Antalya abfährt. Der Bus fährt los, sobald er voll ist und kostet zwischen 20 und 30 TL. Solltet ihr ihn nicht auf Anhieb finden, fragt einfach das freundliche Personal nach Cirali (Vorsicht - Die Aussprache lautet "Tschirale"). Der Bus wird euch an der Schnellstraße D400 rauslassen. Auf der anderen Straßenseite wartet bereits ein Minibus, der euch für ca. 10 TL über eine steile Bergstraße direkt an eure Unterkunft in Cirali fährt.
Natürlich könnt ihr auch einen Mietwagen buchen. Dies ist insbesondere dann lohnenswert, wenn ihr mehr als eine Woche in Cirali verbringt und gerne weitere Sehenswürdigkeiten und Ausflugsorte in der näheren Umgebung besuchen wollt.
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