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Skopje Reiseblog - Ein Tag in der vielleicht ungewöhnlichsten Hauptstadt Europas

Felix Reiche

SKOPJE - die Hauptstadt Nordmazedoniens gilt zu Recht als eine der wohl ungewöhnlichsten Städte Europas. Ein Mix aus Ostblockbauten, historischen und "pseudohistorischen" Bauwerken macht Skopje zu einem interessanten Reiseziel für Fans verrückter Architektur und zu einem lohnenswerten Zwischenstop auf deiner Balkanreise.

Skopje Nordmazedonien Reiseblog

Skopje ist nicht gerade der beliebteste Ort für Touristen aus dem Westen. Die Sehenswürdigkeiten halten sich in Grenzen und auch die historische Architektur der Stadt wurde zum Großteil beim verheerenden Erdbeben von 1963 zerstört. Daher haben wir im Vorfeld unserer Reise zu Skopje auch nur wenige nützliche Informationen im Internet finden können. Da der Flughafen von Skopje allerdings günstig aus vielen deutschen Städten angeflogen wird, eignet sich die Stadt am Fluss Vardar wunderbar als Ausgangspunkt für längere Reisen auf dem Balkan. Die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt lassen sich entspannt an einem langen Tag erkunden. Daher präsentieren wir dir hier unsere ideale Tagestour durch die Hauptstadt Nordmazedoniens mit ein paar (kulinarischen) Geheimtipps, die wir bei unserem Besuch gerne gehabt hätten.


Ein idealer Hotelstandort für die Erkundung der Sehenswürdigkeiten Skopjes ist in unseren Augen übrigens die Gegend des Alten Basars. Unsere Tagestour durch Skopje startet und endet daher eben in diesem schönen und historischen Stadtteil.



1. Türkisches Frühstück im Alten Basar

Wie könnte man diesen langen Tag besser starten als mit einem ausgiebigen Frühstück? Wohl keine Küche der Welt kann das besser als die türkische. Der Alte Basar ist seit vielen Jahrhunderten hauptsächlich von Balkantürken bewohnt. Dementsprechend bekommst du hier praktisch alle türkischen Köstlichkeiten, die du dir vorstellen kannst. Ein besonders gutes türkisches Frühstück mit unheimlich freundlichem Service gibt es im familiengeführten Restaurant "Medo". Für 1000 MKD (umgerechnet ca. 16 Euro) bekommt man ein riesiges und vielseitiges Frühstück für zwei Personen mit frischem Fladenbrot, fantastischem Menemen, Ei mit Sucuk, Oliven, Schafskäse und vielem mehr. Beim entspannten Genuss des Frühstücks und einem türkischen Kaffee kannst du draußen, mitten in der Fußgängerzone sitzen und das morgendliche Stadtleben beobachten.



2. Der Alte Basar

Nach dem sättigenden Frühstück ist es Zeit für die Erkundung einer der wohl schönsten Sehenswürdigkeiten Skopjes - dem alten Handels- und Marktviertel - in dem du dich bereits befindest.

Die ersten Erwähnungen des Alten Basars datieren bereits aus dem 12. Jahrhundert. Während der osmanischen Herrschaft wuchs der Stadtteil zum größten Handelsviertel Skopjes an. Noch heute wird das Viertel vornehmlich von Menschen türkischer Abstammung (Balkantürken) bewohnt, die insbesondere aus Anatolien stammen. Das zeigt sich an einer Vielzahl türkischer Restaurants, Cafés und Geschäften, in denen du nach Herzenslust Souvenirs, Schmuck und Klamotten shoppen kannst. Historische Überbleibsel der damaligen Zeit sind wenige alte Moscheen, wie beispielsweise die Arasta Moschee sowie mehrere Karawansereien. Die alten Karawansereien Kapan Han (15. Jahrhundert), Kursumli Han (1550) und Suli Han (15. Jahrhundert) werden, obwohl es sich um drei der historisch bedeutsamsten Gebäude der Stadt handelt, touristisch kaum promotet. Sie werden vielmehr von Restaurants und Bars genutzt und sind dadurch in das Stadtbild eingegliedert. Dies liegt wohl daran, dass sie ein Symbol der Fremdherrschaft darstellen und die Regierung Nordmazedoniens trotz der kulturellen und ethnischen Diversität des Landes versucht, ein Narrativ der historischen Abstammung von den antiken Makedonen zu verbreiten, um dem noch sehr jungen Land zu einer eigenen Identität und Nationalbewusstsein zu verhelfen. Für ein authentisches Markterlebnis solltest du außerdem den Markt für Gewürze und "Grünes" nicht verpassen, der täglich bis 18 Uhr geöffnet hat und am östlichen Rand des Alten Basars liegt (Ansicht siehe Foto 1, Punkt 8).



3. Die Festung von Skopje

Der nächste Programmpunkt ist die über der Altstadt bzw. dem Alten Basar von Skopje thronende Festung, von den Einheimischen nur "Kale" genannt. Der Hügel, auf dem die historische Befestigungsanlage steht, bildet die höchste Erhebung des Stadtgebiets und daher einen idealen ersten Aussichtspunkt für deine Orientierung. Im Inneren der Festung gibt nur wenig zu sehen, dafür kostet der Besuch aber auch keinen Eintritt. Du kannst die erhöhten Befestigungsmauern abgehen und genießt dabei schöne Aussichten auf die Innenstadt, sowie die umliegenden Berge der Region und den Fluss Vardar. Besonders sehenswert ist der Anblick bei Einbruch der Dunkelheit, wenn du mit einem funkelnden Lichtermeer durch Autos und Gebäude belohnt wirst.



Der Ort, auf dem die heutigen Überreste der Festung stehen, hat übrigens eine bewegte und wechselhafte Geschichte. Funde belegen, dass dieser bereits 4000 vor Christus besiedelt wurde. Die erste Festung entstand im 6. Jahrhundert unter den Römern. Es folgten zahlreiche Beschädigungen durch Angriffe und Erdbeben und vielfache Erweiterungen der Festung unter Römern, Byzantinern, Bulgaren, Serben und Türken. Die letzte starke Zerstörung fand durch das Erdbeben von 1963 statt, bei dem fast 80% der Gebäude der Stadt zerstört wurden.



4. Das pseudoklassizistische Prachtviertel - Skopje 2014

Nach dem Abstieg von der Festung "Kale" geht es für dich in das absolute Zentrum Skopjes direkt am Fluss Vardar. Unter dem Namen Skopje 2014 fand hier seit eben jenem Jahr eine grundlegende architektonische Neugestaltung der Innenstadt Skopjes statt, die vom damaligen nationalistischen nordmazedonischen Ministerpräsidenten Nikola Gruevski ausging. Der Plan war eine Umgestaltung zu einer Barockstadt mit dem Vorbild westeuropäischer Metropolen bei gleichzeitiger Förderung der nationalen Identität Nordmazedoniens. Insgesamt wurden mehr als 700 Mio Euro an Steuergeldern für 20 Gebäude (Museen, Verwaltungseinrichtungen und Ministerien) und eine Vielzahl von Denkmälern von (vermeintlichen) Nationalhelden ausgegeben. Die Baumaßnahmen waren begleitet von zahlreichen Korruptionsvorwürfen gegen die beteiligten Personen. Das Ergebnis ist häufig Kitsch in seiner Reinform. Einige der Gebäude, für die auch viele tatsächlich historische Gebäude weichen mussten, wirken total fehl am Platz und wie ein billiges Imitat der Vorbilder aus Westeuropa. Auch bei der Bevölkerung, die unter hoher Arbeitslosigkeit und weit verbreiteter Armut leidet, stieß das Projekt wegen der genannten Gründe auf viel Kritik. Der neue Ministerpräsident Zoran Zaev stoppte schließlich nach seinem Amtsantritt die Baumaßnahmen.


Über die schöne alte Steinbrücke aus dem 15. Jahrhundert gelangst du über den Stadtfluss "Vardar" zu einem der interessantesten Exemplare des Bauprojekts, der riesigen Reiterstatue von Alexander dem Großen auf dem "Platz Mazedoniens", dem zentralen Hauptplatz der Innenstadt. Die gigantische Statue ist nicht nur Ausdruck eines absoluten Größenwahns, sondern fachte nach seiner Fertigstellung zusätzlich die Spannung zwischen Nordmazedonien und dem benachbarten Griechenland an - beanspruchen die Griechen doch das historische Erbe des Königs von Makedonien ausschließlich für sich.



Rund um den Platz Mazedoniens befinden sich viele beliebte Cafés und Restaurants. Abends werden aus kleinen Wägen Süßspeisen verkauft. Wenige Meter in Richtung Südosten steht der Triumphbogen Skopjes - das "Porta Macedonia". Optisch stark an das Pariser Vorbild angelehnt, gilt der Bogen als Symbol für die Politik Nikola Gruevskis und war daher immer wieder Schauplatz von Demonstrationen und Protesten gegen das ehemalige Staatsoberhaupt.


Sollte bei dir nun bereits ein wenig Hunger aufgekommen sein, lohnt ein Besuch des Restaurants "Pelister" für einen typisch nordmazedonischen "Schopska Salata". Diese beliebte Beilage erinnert stark an einen griechischen Bauernsalat - allerdings wird hier der mazedonische Schafskäse fein über den Salat gerieben und verteilt sich dadurch gleichmäßiger in der Mischung aus Gurken, Tomaten und Zwiebeln.



5. Südlich des Platzes Mazedoniens


Gehst du nun vom Platz Mazedoniens geradeaus in Richtung Süden, befindest du dich auf der Haupteinkaufsstraße von Skopje - der "Macedonia Street" - die mit westlichen Geschäften und Cafés zum Bummeln einlädt und den Shoppingstraßen westlicher Großstädte in nichts nachsteht. Nach wenigen hundert Metern auf dieser Straße erreichst du das Gedenkhaus für Mutter Theresa, das ohne Eintritt besichtigt werden kann. Die Missionarin wurde in Skopje geboren und verbrachte ihre ersten 18 Lebensjahre in der Stadt. Gehst du noch etwas weiter nach Süden, erreichst du das Stadtmuseum Skopjes, das sich im stillgelegten Bahnhof befindet. Auch hier ist der Eintritt frei. Die große Uhr auf der Fassade des Gebäudes steht auf der Uhrzeit, zu der sich das verheerende Erdbeben von 1963 ereignete - 5:17 Uhr. Ein klares Zeichen, dass das Erdbeben im kollektiven Gedächtnis der Stadt noch immer eine präsente Rolle einnimmt.



6. Das Hipsterviertel Debar Maalo und der Brutalismus von Skopje

Richtung Osten geht es nun vorbei an der sehenswerten orthodoxen Kirche "Kliment von Ohrid" in das wohl angesagteste Viertel Skopjes - "Debar Maalo". Zwischen dem "Boulevard Ilinden" und dem "Boulevard Partizanski Odredi" reihen sich hippe Cafés, Bars und Restaurants nur so aneinander. Die jungen Menschen, die hier rumlaufen, gleichen denen, die man in Berlin-Mitte vermuten würde. Auf andere Touristen trifft man dafür seltener. Empfehlenswert für einen guten Café oder Drink ist beispielsweise die "Radio Bar", in der sich viele Künstler der Stadt zu entspannter Musik treffen. Gebar Maalo ist der perfekte Ort für dein Abendessen in einem der Restaurants mit traditioneller nordmazedonischer Küche - wie dem "Skopski Merak" oder in einem der vielen Hipster-Restaurants mit westeuropäischer Küche. Viele der Restaurants und Bars haben Plätze auf dem Gehweg oder einen Biergarten und laden damit bei gutem Wetter zum Sitzen im Freien ein.


Von Debar Maalo geht es im Anschluss an dein Abendessen zu einer Rooftop-Bar im Alten Basar. Auf dem direkten Weg gibt es mehrere sehr interessante Bauwerke im Stil des Brutalismus. Die Gebäude stammen aus den 70er Jahren (der Hochzeit des Brutalismus) und wurden kurze Zeit nach dem verheerenden Erdbeben von 1963 gebaut, als fast die gesamte Stadt neu errichtet werden musste. Im Zuge des Projekts Skopje 2014 versuchte man vielerorts die Gebäude des Brutalismus durch "pseudoklassizistische" Fassaden zu überdecken (Foto 2). Einige imposante Gebäude, wie das "Telekommunikations Büro" (Foto 1) und das "Zentrale Post Büro" blieben jedoch unverändert. Der Stil mag nicht jedem gefallen - es gibt jedoch nicht wenige, die den klaren und mächtigen Formen aus Beton eine gewisse Schönheit abgewinnen können. Es ist die Mischung aus Brutalismus, sozialistischem Klassizismus und dem oben erwähnten "Pseudoklassizismus" die für uns den architektonischen Reiz Skopjes ausmacht.



8. Aussichtspunkt Hotel Arka und Nachtleben

Zurück am Alten Basar wartet ein wahrer Geheimtipp für herrliche Aussichten über Skopje und auf die kleinen Gassen des Alten Basars auf dich - das "Hotel Arka". Frage im Empfangsbereich des etwas in die Jahre gekommenen Hotels einfach nach der Rooftop-Bar und nimm den gläsernen Aufzug in die oberste Etage des Hotels. Hier kommst du zunächst in einen Barbereich mit Pool, in dem allerdings nicht gebadet werden darf. Im Außenbereich der Etage befindet sich eine modernen Dachterasse, die dazu einlädt den Sonnenuntergang bei einem kühlen Getränk zu genießen. Die Preise für Getränke und leckere Cocktails sind zwar teurer als an vielen anderen Orten in Mazedonien, doch für deutsche Verhältnisse und diesen Ausblick immer noch günstig. Am späten Nachmittag hatten wir die gesamte Dachterasse für uns. Auch im Laufe des frühen Abends füllte sich die Bar nur leicht, hauptsächlich mit Geschäftsleuten und Gästen des Hotels. Es scheint, als wüssten nur wenige Touristen von diesem tollen Ort über den Dächern der Altstadt.



Sollte dir das an Abendbeschäftigung noch nicht reichen, bietet Skopje übrigens auch ein paar der besten Clubs auf dem Balkan. Während der Jugoslawienzeit galt Skopje als Hauptstadt elektronischer Tanzmusik. Der wohl bekannteste Club ist das südlich von Debar Maalo gelegene "Epicentar".



Wir hoffen, dass dir dieser Artikel gefällt und ein paar Anregungen für deinen Aufenthalt in dieser nicht schönen aber wirklich "besonderen" Stadt mit auf den Weg gibt.

Du hast weitere Tipps, Fragen oder Anmerkungen? Schreibe diese doch gerne in die Kommentarspalte.






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